Stadtklimaanalyse 2020

Warum brauchen wir eine Stadtklima­analyse?

Die jährliche Durchschnittstemperatur in Mannheim ist seit Ende des 19. Jahrhunderts um ca. 2 °C angestiegen. Die Folgen des anthropogenen Klimawandels sind seit 1990 deutlich spürbar: Im Sommer gibt es mehr heiße Tage und kühlt auch nachts kaum ab, Extremwetterereignisse wie Starkregen und Trockenperioden häufen sich. Die klimagerechte Stadtplanung hat Klimaanpassung und -vorsorge gleichermaßen im Blick. Ziele sind Gesundheit und Wohlbefinden der Bevölkerung sowie das Gleichgewicht des Ökosystems. Dafür definiert der rechtliche und politische Rahmen die Vorgaben. Der Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung der Stadt Mannheim arbeitet bei der klimastrategischen Stadtentwicklung mit weiteren Einrichtungen der städtischen Verwaltung sowie Klima-Akteuren zusammen.

Klimagerechte Stadtplanung

Stadtklimaanalyse als Grundlage
Mehr Grün in der Stadt, weniger versiegelte Flächen, intelligente Bebauung mit Raum für Luftzirkulation: Die Stadtklimaanalyse 2020 liefert die Informationen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu berücksichtigen und Mannheim klimagerecht zu planen. Dazu werden die klimarelevanten Daten erfasst und in einem komplexen Stadtklimamodell (FITNAH 3 D) ausgewertet. Die Stadtklimaanalyse ist eines der wesentlichen Projekte des Konzepts Anpassung an den Klimawandel in Mannheim und im Leitbild Mannheim 2030 verankert.

Frischluftschneisen freilegen, asphaltierte Flächen entsiegeln, Emissionen im Straßenverkehr reduzieren und schadstoffarme Heizungen installieren: Die städtischen Klima- und Umweltmaßnahmen haben als Ziele, die Lufthygiene sowie das Bioklima nachhaltig zu verbessern.

Mannheim: Stadtklima-Pionier und Vorbild
Die Stadt Mannheim zählt zu den deutschen „Stadtklimapionieren“.
Die 1. Mannheimer Isothermenkarte entstand bereits 1975 im Fachbereich Stadtplanung in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg und zeigt ein flächendeckendes Bild der Temperaturverhältnisse. Seitdem entstanden Hunderte weitere lokalklimatischer Gutachten. Die wegweisenden Stadtklimaanalysen 2010 und 2020 verarbeiten klimarelevante Daten zu Informationen, die klimastrategische Stadtentwicklung ermöglichen.

Planungshinweiskarte: Orientierung für die Stadtentwicklung
Das zentrale Produkt und Ergebnis der Stadtklimaanalyse ist die Planungshinweiskarte (PHK), die detailliert Auskunft über die klimatische Situation in Mannheim gibt. Die PHK bildet das gesamte Stadtgebiet ab und zeigt, wie klimatisch belastet oder ausgleichend und schützenswert die einzelnen Flächen sind. Aus der PHK lassen sich ganz konkret Hinweise und Maßnahmen für die zukünftige Stadt- und Freiraumplanung ableiten.

Planungshinweiskarte

Die Planungshinweiskarte liefert wichtige lokalklimatische Informationen für die Stadtplanung. [Karte: Stadt Mannheim, Fachbereich für Geoinformation und Stadtplanung]

Die Klima- und Umweltmaßnahmen der Stadt Mannheim haben als Ziele, Lufthygiene und Bioklima zu verbessern.

Fahrradkorso auf der Bismarckstraße am Schloss Mannheim, Foto: Stadt Mannheim – Fotograf: Thomas Tröster

Rechtlicher und politischer Rahmen

Baurecht und Umweltrecht
Wenn Flächen bebaut und geplant werden, hat das belastende Auswirkungen auf die Umwelt. Eine klimagerechte und umweltschützende Regional- und Stadtentwicklung wird vom Bundesgesetzgeber im Baurecht und im Umweltrecht geregelt.

Zentral ist § 1 Abs. 5 Baugesetzbuch: Das Gesetz fordert, dass „die Bauleitpläne eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung gewährleisten, die die sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch in Verantwortung gegenüber künftigen Generationen miteinander in Einklang bringt. Bauleitpläne sollen dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln, sowie den Klimaschutz und die Klimaanpassung, insbesondere auch in der Stadtentwicklung, zu fördern […]“

Die Bauleitplanung als wichtiges Instrument zum Schutz des Klimas und zur Luftreinhaltung entscheidet rechtsverbindlich vor Ort, ob Grund und Boden umweltverträglich genutzt werden.

Das Bundesgesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) kontrolliert vorab Bauvorhaben, die wegen ihrer Art, Größe oder ihres Standortes erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben können.

Vogelperspektive auf die Augustaanlage

Die Bauleitplanung ist entscheidend, um die Stadt klima- und umweltgerecht zu entwickeln: hier Blick auf die Augustaanlage Mannheim. [Foto: Stadt Mannheim, Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung]

Klimaschützende Strategien: internationale und lokale Abkommen
Auf politischer Ebene machen internationale, nationale und regionale Abkommen inhaltliche und zeitliche Vorgaben zu den Umwelt- und Klimaschutzzielen. Im Leitbild Mannheim 2030 setzt die Stadt Mannheim die beiden wichtigsten internationalen Nachhaltigkeits-Übereinkünfte, das Pariser Klimaabkommen und die UN-Nachhaltigkeitsziele, regional um. Das Mannheimer Klimafolgenanpassungskonzept definiert dabei den Rahmen für eine klimaangepasste Stadtentwicklung.

Grafik mit 4 globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen

Die strategischen Ziele der Stadt Mannheim berücksichtigen die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.

Im Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung wird die klimatische Situation Mannheims für die Zukunft ermittelt.

Blick aus dem neuen technischen Rathaus im Glücksteinquartier Mannheim, Foto: Andreas Henn

Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung

Abteilung Stadtentwicklung
Mit der städtebaulichen Entwicklung Mannheims verantwortet die Abteilung Stadt­entwicklung innerhalb des Fachbereichs Geoinformation und Stadt­planung ein umfangreiches Aufgabengebiet. Es reicht von der Stadt­entwicklung bis zur verbindlichen Bauleitplanung, von der Stadtgestaltung bis zur Verkehrsplanung und umfasst die Bereiche Wohnen, Stadterneuerung und Statistik.

Die rund 20 Mitarbeitenden der Abteilung Stadtentwicklung berechnen die klimatische Situation Mannheims für die mittlere und ferne Zukunft und erarbeiten raumbezogene Daten und Konzepte wie die Stadtklimaanalyse Mannheim 2020. Wichtige Ziele dabei sind, die Steuerungsfähigkeit der Stadt sicherzustellen und die lokale Politik und Öffentlichkeit zu informieren.

Team des Fachbereichs Geoinformation und Stadtplanung der Stadt Mannheim

Im neuen technischen Rathaus: Das Team des Fachbereichs Geoinformation und Stadtplanung der Stadt Mannheim hat hier seit Ende 2020 seinen Sitz. [Foto: Andreas Henn]

Mannheims Verwaltung: städtische Klima-Akteure
Die Doppelrolle als Ort der Betroffenheit und Ort der Umsetzung für die Klimaanpassung macht die Quadratestadt – wie die Kommunen überhaupt – zur zentral wichtigen Klima-Akteurin. Denn die Folgen des Klimawandels betreffen nahezu alle städtischen Bereiche und die mit ihnen verbundenen Menschen, Institutionen und Unternehmen.

Der Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung in Mannheim arbeitet bei der Klimaanpassung mit der städtischen Verwaltung in einer Vielzahl übergreifender Handlungsfelder zusammen. Das betrifft die Grün- und Entwässerungsplanung genauso wie Wald- und Forstwirtschaft, Gesundheit und Tourismus. Eine wichtige Rolle für den städtischen Klimaschutz übernehmen die Klimaschutzleitstelle und die Mannheimer Klimaschutz­agentur.

Klima-Kooperationen: umfassende Netzwerke
Als Großstadt und Oberzentrum der Metropolregion Rhein-Neckar steht Mannheim in besonderer Verantwortung, innovative Konzepte für eine ökologische Stadtentwicklung voranzutreiben. Um Klimaschutzprojekte effizient umzusetzen, ist die Zusammenarbeit in Netzwerken besonders wichtig:

  • Die Klimaschutz-Allianz ist ein Zusammenschluss Mannheimer Unternehmen mit der Stadt Mannheim. Ihr Ziel ist, kleine und mittlere Unternehmen sowie die städtischen Eigenbetriebe für einen starken Klima- und Umweltschutz zu gewinnen und ihr Engagement sichtbar zu machen.
  • In Netzwerken und Initiativen für Klima und Energie knüpft Mannheim Kontakte und stockt finanzielle Mittel auf, um Klimaschutz sichtbar für alle zu machen und weltweit eine bessere Zusammenarbeit der Städte zu ermöglichen. Die Stadt Mannheim ist Mitglied in den Netzwerken:
Außenaufnahme des technischen Rathauses Mannheim

Seit Ende 2020 ist ein Teil der Mannheimer Stadtverwaltung im neuen technischen Rathaus im Glücksteinquartier angesiedelt. Insgesamt 29.300 Quadratmeter Fläche verteilen sich hier auf 13 Stockwerke und 56 Meter Höhe. [Foto: Gero Ulmrich]